Sehr kluge Gedanken einer Börsenlegende zu KI
Es war wieder ein schwieriger Tag an der Börse. Tech-Aktien gaben deutlich nach, Nvidia zum Beispiel verlor knapp vier Prozent und fiel auf den tiefsten Stand seit September. Die Magnificent Seven verloren 2,1 Prozent, der Nasdaq 1,9 Prozent. Zu den großen Verlierern gehörten auch die Aktien von Oracle mit einem Minus von fünf Prozent. Investoren sorgen sich hier auch zunehmend um die Bonität. Die Kreditausfallversicherungen sind inzwischen so teuer wie seit der Finanzkrise nicht mehr.
Ein Lichtblick waren die Zahlen von Micron. Vielleicht erinnerst Du Dich an mein Börsen-Update von Dienstag: Micron ist eine der wenigen Tech-Aktien, die für die letzten Wochen eine positive Kursentwicklung aufweisen können. Im Gegensatz zu Oracle und Broadcom konnte das Unternehmen überzeugen: Micron berichtet einen Umsatzanstieg von 57 Prozent fürs erste Quartal und hob die Prognose fürs zweite deutlich an. Die Aktie schoss nachbörslich in die Höhe. Wir sehen, dass das Investoren genauer hinschauen und zwischen "winnern" und "losern" unterscheiden. Es gilt nicht mehr "Everybody wins" wie noch vor einigen Monaten, als sämtliche KI-Aktie stiegen.
Die Diskussion um eine KI-Blase wird das weiter anheizen. Ein paar sehr kluge Gedanken dazu hat sich aus meiner Sicht Howard Marks, CEO der Investmentgesellschaft Oaktree Capital (verwaltetes Vermögen 21,8 Milliarden Dollar), in einem seiner Memos gemacht. So führte er unter anderem aus, dass Blasen auch etwas Gutes haben können. Das Memo ist sehr lang. Ich möchte deshalb nur einige Schlüsselpassagen zitieren:
„Jeder fragt: ,Gibt es eine KI-Blase?‘ Ich denke, schon in der Frage selbst steckt eine gewisse Unschärfe. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man über zwei unterschiedliche, aber miteinander verknüpfte mögliche Blasen nachdenken muss: eine im Verhalten der Unternehmen innerhalb der Branche und eine weitere im Verhalten der Investoren gegenüber dieser Branche.“

„Wird KI Gewinne erzeugen – und wenn ja, für wen? Zwei Dinge, über die wir bislang wenig oder gar nichts wissen, sind zum einen die Gewinne, die KI für die Anbieter generieren wird, und zum anderen ihre Auswirkungen auf Nicht-KI-Unternehmen, also vor allem auf jene, die KI einsetzen.
Wird KI zu einem Monopol oder Duopol führen, in dem ein oder zwei führende Unternehmen ihre Fähigkeiten teuer verkaufen können? Oder wird es zu einem hochkompetitiven freien Wettbewerb kommen, in dem zahlreiche Anbieter über den Preis um die Ausgaben der Nutzer für KI-Dienste konkurrieren und KI damit zur Commodity wird? … Werden die führenden Tech-Konzerne, die Erfolge in Winner-takes-all-Märkten gewohnt sind, bereit sein, über Jahre hinweg Verluste in ihren KI-Geschäften hinzunehmen, um Marktanteile zu gewinnen? Hunderte Milliarden Dollar werden in den Wettlauf um die KI-Führerschaft investiert. Wer wird gewinnen – und mit welchem Ergebnis?